Verein will Taten sehen: „Rettet den Tegernsee“ zeigt Zähne

Artikel in der Tegernseer Zeitung 07. September 2018

Quelle: Artikel in der Tegernseer Zeitung vom 07.09.2018

INFO-ABEND IM SEEFORUM

Verein will Taten sehen: „Rettet den Tegernsee“ zeigt Zähne

Andreas Scherzer vom Verein „Rettet den Tegernsee“, hat genug. Er will, dass der Schlamm aus der Schwaighofbucht verschwindet. Am 14. September lädt er zum Info-Abend.
Wenn alles nichts fruchtet, soll eine Klage helfen.

TegernseeDer Termin für den Info-Abend im Rottacher Seeforum ist mit Bedacht gewählt. Am 14. September 2017 hörte sich die damalige Umweltministerin Ulrike Scharf in einem Rottacher Café die Nöte des Vereins „Rettet den Tegernsee“ an. Scherzer hat vom Treffen die Aussage mitgenommen, der Freistaat könne sich dem Problem Schwaighofbucht nicht entziehen. Der Satz bedeutet für ihn: Der Freistaat kümmert sich darum, dass die Bucht badefein wird. „Aber es ist ein Jahr lang nichts passiert“, klagt Scherzer an. Damit diese Aussage passt, findet der Info-Abend am 14. September 2018 statt. Beginn ist um 18.30 Uhr im Rottacher Seeforum.

Ein Thema war die Bucht in der Zwischenzeit durchaus. Wie berichtet, hat die Stadt Tegernsee ein Gutachten erstellen lassen. Bürgermeister Johannes Hagn hat die Aussage der Umweltministerin auch anders im Ohr. Scharf habe beim Ortstermin lediglich versichert, das Ministerium unterstütze die Abklärung der Situation. „Das ist auch geschehen“, berichtet Hagn.

Die von der Stadt beauftragte Analyse offenbarte die Komplexität des Themas. Da ist zum einen die praktische Herausforderung: 60 000 Kubikmeter Schlamm sind abzusaugen, zu trocknen und zu entsorgen. Zum anderen geht’s um den Naturschutz. Im See darf sich nichts zum Schlechteren verändern. Weil bei einem Eingriff in den See viele Behörden und Organisationen mitzureden haben, wollte Hagn noch vor den Sommerferien einen Runden Tisch ansetzen. Das gelang nicht: Die Beteiligten brauchen noch Zeit für ihre Stellungnahmen. Der Workshop ist verschoben. „Aber wir arbeiten das alles sauber ab“, erklärt Hagn. Es werde in jedem Fall eine Veranstaltung mit allen Beteiligten geben, auch mit dem Verein „Rettet den Tegernsee“.

 

Für Scherzer hingegenist die Zeit reif. „Wir brauchen keinen Runden Tisch mehr“ sagt er. Die Kooperation mit der Stadt sei eingeschlafen, darum habe der Verein in eigener Regie Fachleute zu Rate gezogen und auch bezahlt. Rund 10 000 Euro sind dafür geflossen. „Dafür wissen wir jetzt, warum wir den Schaden haben“, glaubt Scherzer. Auslöser sei die Verlegung der Einmündung der Rottach in den Tegernsee. Die habe nicht nur dazu geführt, dass die Schwaighofbucht verschlammt. „Deshalb sind bei dem Hochwasser 2013 auch die Häuser in der Schwaighofstraße so schnell abgesoffen“, ist Scherzer überzeugt. Auch das nächste Hochwasser werde die Fluten wieder in diese Ecke treiben. Schuld an dem Desaster sei der Freistaat. Denn der habe die Verlegung des Rottach-Einlaufs veranlasst. All das wird Thema des Info-Abends sein, zu dem der Verein zwei Vertreter von Firmen eingeladen hat, die sich mit Entschlammung und Entsorgung befassen. Drei Lösungsvarianten stellt der Verein für die Bucht vor. Scherzer hofft, dass die „politische Ebene“ dies wahrnehme und die entsprechenden Aufträge erteilt. Sollte weiterhin nichts geschehen, steht eine Klage im Raum. Drei Hausbesitzer an der Schwaighofstraße, selbst Rechtsanwälte, würden wohl im nächsten Schritt klagen, berichtet Scherzer: „Die wissen ja durch uns, warum sie 2013 abgesoffen sind.“

Ob die Aussagen Scherzers zutreffen, ist laut Hagn noch zu überprüfen. So wie alle Informationen, die der Verein liefere, wie jüngst zum Beispiel über Bakterien. Die Stadt werde sich auch mit den neuen Vorschlägen des Vereins zur Lösung des Problems befassen, meint Hagn. Dabei sei immer noch zu klären, wer für die Schwaighofbucht zuständig sei. Die Stadt jedenfalls nicht, wie Hagn betont: „Wir sehen uns als Mediator.“